Wirtschaft in demokratischer Perspektive
Lehr- und Unterrichtsmaterialien von Attac für alle Altersstufen
Die Einflussnahme von Wirtschaftsinteressen auf die Inhalte des Unterrichts hat in NRW mit der Durchsetzung und Einführung eines neuen Unterrichts- und (!) Studienfaches „Wirtschaft/Politik“ eine neue, auch bildungspolitische Dimension erreicht. Ab dem Schj. 2019/20 hat die CDU/FDP-Landesregierung – anstelle des bisherigen Unterrichtsfaches „Gesellschaftslehre“ – dieses neue Fach an Gymnasien, ab 2020/21 an allen weiterführenden Schulen eingeführt. Nun soll auch an den Universitäten das Fach „Sozialwissenschaften“ durch das neukonzipierte Fach „Wirtschaft/Politik“ ersetzt werden – mit der vorrangigen Gewichtung und Ausrichtung auf Wirtschaft (und Wirtschaftsinteressen) insbesondere in der Lehrer*innenbildung.
Bild: Gerhard Mester. Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Otto-Brenner-Stiftung
Seit vielen Jahren lässt sich parallel zur Kommerzialisierung des Bildungssystems die Ökonomisierung von Lehrinhalten in Unterricht und Lehre beobachten. So finanzieren und verteilen zahlreiche Unternehmen kostenlose Lehr- und Unterrichtsmaterialien. Lobbygruppen finden mit ihren Lehrmaterialien problemlos Zugang zu Schule und Universität. So führt etwa der Bankenverband in Zusammenarbeit mit der FAZ das Projekt “Jugend und Wirtschaft – Schüler werden Reporter “durch. Eine Untersuchung zum Thema ist die 2019 von der Otto-Brenner-Stiftung veröffentlichte Studie von Tim Engartner „Wie DAX- Unternehmen Schule machen. Lehr- und Lernmaterial als Türöffner für Lobbyismus“.Engartner zeigt detailliert und konkret wie weit die Einflussnahme, auch ohne strukturelle politische Unterstützung wie jüngst in NRW, vorangeschritten ist. Auch wenn die Materialien nicht immer direkt erkennbar auf einschlägige kommerzielle Interessen ausgerichtet sind, in jedem Fall zeigen sie die Welt durch die Brille ihrer Finanziers. So werden neoliberale Glaubenssätze von der Notwendigkeit der “Entfesselung” des alles richtenden Marktes in den Köpfen von Schüler*innen und ihren zukünftigen Lehrer*innen (als Studierenden) verankert. Denn Wirtschaftsthemen werden meist allein im Rahmen der neoklassischen Lehre abgehandelt.
Dem will Attac mit eigenen Unterrichtsmaterialien etwas entgegensetzen.
Grundschulen:
Wie wollen wir zusammen leben?
Attac veröffentlicht Unterrichtsmaterialien für die Klassen eins bis sechs in Zusammenarbeit mit dem Humanistischen Landesverband Berlin-Brandenburg. In der Reihe “Wie wollen wir zusammen leben?” sind bisher vier Materialien erschienen:
– Faire Arbeit – Gutes Leben
– Demokratie und Mitbestimmung
– Kooperation und Solidarität
– Was ist gerecht?
Im Zentrum stehen ethische und soziale Fragen. Zugleich werden die Kinder altersgemäß an einzelne Aspekte aus Wirtschaft und Politik herangeführt. Die Materialien eignen sich insbesondere für den Sachkunde-, Ethik-, Religions- und Lebenskundeunterricht.
Sekundarstufe I / II, Lehrer*innenbildung, außerschulische Bildungsarbeit: Wirtschaft demokratisch gestalten lernen
Seit 2015 Jahren produziert Attac die Reihe “Wirtschaft demokratisch gestalten lernen” für den Unterricht ab Sekundarstufe I, für die außerschulische Bildungsarbeit und für alle Phasen der Lehrer*innenbildung. Erschienen sind bisher die Materialien:
– Klimaneutral und sozial gerecht – Wege in die Gesellschaft der Zukunft
– Moderne Sklaverei – Über globale Arbeitsverhältnisse
– Kapitalismus – oder was? Über Marktwirtschaft und Alternativen
– Globalisierte Finanzmärkte – 10 Jahre nach der großen Krise
– Europa nach der Krise?
– TTIP & Co: Handelsvertrag sticht Demokratie?
Jenseits der Tagespolitik
In den Bildungsmaterialien werden aktuelle politische Konflikte als Aufhänger für grundlegende Fragen genutzt. Exemplarische Konflikte sind didaktisch aufbereitet, zum Beispiel die Auseinandersetzung um die Finanztransaktionssteuer als ein Aspekt des Themas Regulierung der Finanzmärkte. Es werden Themen wie die Klimafrage, die soziale Ungleichheit, die Wohnungsfrage, die Ungleichgewichte in Europa oder die Frage nach Alternativen zum Kapitalismus behandelt. Auch die Materialien zu TTIP (nur vorerst politisch vom Tisch) können nach wie vor eingesetzt werden, da am konkreten Beispiel grundlegende Fragen der aktuellen Handelspolitik thematisiert werden.
Alternative Sichtweisen einbringen
Ein Ziel des Materials ist es, das Handlungsrepertoire sozialer Bewegungen zu thematisieren. Ein anderes Anliegen ist es, Gegenexpertisen zu den vorherrschenden neoklassischen Sichtweisen auf wirtschaftliche Prozesse einzubringen. Es geht darum, die Wirkung unterschiedlicher ökonomischer Theorien sowie darauf basierender Politiken in ökonomischer wie sozialer und ökologischer Hinsicht aufzuzeigen und einzuschätzen. Damit verbunden ist dasThematisieren sozialer Ungleichheiten sowie von Interessengegensätzen, Machtasymmetrien und systemischen Zwängen. Nicht zuletzt werden die ökonomischen Themen immer im Hinblick auf ihre demokratische Gestaltbarkeit befragt.
Kontroversität durch Kritik
Bei all dem geht es um Lernangebote, die bestimmte Perspektiven eröffnen, um sie zur Diskussion zu stellen, und nicht darum, die Lernenden zu manipulieren oder gar zu indoktrinieren. Ohnehin ist davon auszugehen, dass die Lehrer*innen Materialien von Attac gezielt als kritische Alternative zu anderen Positionen einsetzen, wie entsprechende Anfragen von Schulen zeigen.
Download, Bestellung und Kontakt
Alle Materialien stehen zum kostenlosen Download im Netz (https://www.attac.de/bildungsangebot/bildungsmaterial/ ) bereit. Eine Druckversion kann im Attac-Webshop bestellt werden (https://shop.attac.de) Für weitere Information oder eine Aufnahme in den Attac-Bildungsverteiler genügt eine E-Mail an Holger Oppenhäuser (bildung@attac.de).